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Mann sagt - im courage
„Papa sein ist Männersache. Lasst uns mal machen!“
Es ist dieses wohlige, warme Gefühl, was sich in unserer Brust breitmacht. Ob Softi oder Macho: Wir platzen fast vor Stolz, wenn wir unsere Tochter oder unseren Sohn zum ersten Mal in den Armen halten. Doch dann geht es schon los. „Pass auf…“, „so doch nicht…“, „lass mich mal…“ – so manche Übermutter meint, sie könne alles besser – besser wickeln, baden, füttern und auch besser trösten. Und das selbst dann, wenn es auch für sie das erste Baby ist.
„Intuitiv macht eine Mutter das einfach besser“, höre ich dann als Erklärung. Was für eine Weltanschauung. Wenn Mütter uns Väter doch einfach mal machen lassen würden! Ich möchte sogar behaupten, selbst das Stillen könnten wir ersetzten. Na ja, vielleicht nicht ganz. Dem Aufschrei der Mütter möchte ich gleich etwas entgegnen: Natürlich ist Stillen wichtig und gut, ich stelle nicht die Sinnhaftigkeit in Frage. Vielmehr möchte ich Optionen aufzeigen. Als meine Frau direkt nach der Geburt unserer zweiten Tochter auf der Intensivstation lag, habe ich die Kleine alle 4 Stunden mit der Flasche versorgt. Und keine Mutter dieser Welt hätte es in diesem Moment besser machen können.
Doch braucht es diese Extremsituationen? Wir Papas können viel mehr, als uns die Mamas und die Erzählungen zutrauen. Das Zauberwort heißt Loslassen. Loslassen von veralteten Traditionen und übermittelten Glaubensmustern. Kennen Sie das? Männer seien zu grob, zu ungeschickt. Und Männer könnten sich nicht auf die Bedürfnisse der Kleinen einlassen. Ist das wirklich wahr?
In meinen Vater-Kind-Gruppen stelle ich regelmäßig die Frage, was die teilnehmenden Papas gerne machen würden – wenn die Frau sie ließe. Erst gibt es nachdenkliche Gesichter und dann sprudelt es aus ihnen heraus: „Ich würde meine Tochter gerne trösten, ohne dass sie mir aus dem Arm gerissen wird“, sagt der eine. „Ich würde meine Kinder auf dem Spielplatz mehr ausprobieren lassen und sie ins Bett bringen dürfen, ohne dass meine Frau dazwischenfunkt“, sagen andere. Selbst Kleidung rauszusuchen ist Vätern in vielen Familien offenbar nur unter Anweisung gestattet. Bei uns war das anders. Ich durfte meiner Tochter die Sachen hinlegen, die sie gerne tragen wollte. Ok, manch eine Farb-Kombination war vielleicht ungünstig gewählt und entsprach nicht nicht dem allgemeinen Mode-Geschmack. Aber: Meine Tochter durfte mitentscheiden – und ich durfte sie machen lassen. Und es ist niemand zu Schaden gekommen. Warum also mischen sich die Mütter immer ein? Vielleicht befürchten sie, dass ihr Ansehen leidet und sie zum Gespött der anderen Super-Mamas werden. „Was hat sie denn ihrem Kind wieder angezogen?!“ Für uns Väter sind das Lappalien – da gucken wir liebevoll drüber hinweg.
Mütter halten sich für unersetzbar. Wie Glucken sitzen sie auf den Kindern. Und wenn sie dann doch einmal selbst ausgehen wollen, trauen sie ihren Männern das alleinige Sorgerecht nicht einmal für einen Abend, geschweige denn für ein Wochenende oder länger zu. Vorsorglich wird die Schwiegermutter aufs Sofa gesetzt. Sicher ist sicher. In meinem Umfeld ist das keine Seltenheit. Ich erlebe Helikopter-Mütter, die selbst im Teenageralter der Kinder dafür sorgen, dass die Väter unter ihren Rotorblättern nicht zu hören sind. Sie mischen sich ein, laut und bestimmt – und wissen scheinbar in jeder Situation besser, was dem Kind zuzutrauen ist. Papas Zutrauen wird mit einem „Nein, das kommt gar nicht in Frage“ einfach niedergemacht.
Vielleicht ist es auch nicht die alleinige Meinung der Mutter, sondern eher ein abgestimmtes Rudelverhalten. „Die Mütter von Tom, Lena und Diana sehen es genauso!“ Auffällig dabei ist nur, dass bei uns Vätern eine übereinstimmende Meinung eher selten gehört wird. Vielleicht gibt es doch keine Meinungsfreiheit für Papas. Oder sind wir – anders als im Job – einfach noch nicht so clever vernetzt. Ich kann jedenfalls die Väter gut verstehen, die sich dann in die Arbeit flüchten. Hier können sie ihre Aufgaben erledigen und stören zu Hause den Erziehungs-Frieden nicht.
Unsere Kinder in ein selbstbewusstes Leben zu begleiten, ist eine wertvolle Aufgabe. Und dazu braucht Mamas und Papas. Ja, auch starke Papas. Papa sein ist Männersache – lasst uns einfach mal machen!
(Artikel aus „Frauen und Finanzen Courage“, Ausgabe Nov/Dez.2021