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das experiment der klasse 6b

Es ist Elternabend und die Klassenlehrerin mokiert sich über die unruhige Kasse. Es fehlt an Ruhe, Konzentration und grundsätzlich an Aufmerksamkeit.
 
Der Unterricht wird gestört. Wir hängen mit dem Lernstoff hinterher.
Schnell startet eine Diskussion über Regeln. Über mögliche Strafen oder wenigstens Zurechtweisungen. Die Kinder hatten doch im letzten Jahr auch schon eine Liste mit Verhaltensregeln. Man kann diese doch wieder ansprechen.
 
„Was hast du denn?“ fragt meine Frau, als ich meine Augen verdrehe und mir symbolisch in Finger an meinen Mund führe.
 
Ich kann nicht mehr: „Wenn diese ganzen Regeln funktionieren würden, dann wäre es doch heute kein Thema – oder?“ Wir halten uns doch auch nur an Regeln, die für uns Sinn machen.
„Wollen wir nicht mal etwas anderes ausprobieren?“ Steht meine Frage im Raum.
 
„Bitte Herr Sudmann, sie können nächste Woche eine Doppelstunde von mir bekommen“ erfolgte der direkte Auftrag der Klassenlehrerin. Eine spannende Erfahrung
 
Mit meinen Flipcharts führe ich die Schüler über das „Limbischen System“ zur „Gewaltfreien Kommunikation“. In Praxisübungen dürfen sie ihre Gefühle und Bedürfnisse äußern, die aufkommen, wenn sie am Morgen zur Schule gehen.
 
Erstaunlich, wie gut die 10-12-jährigen sich ausdrücken können. Sie schreiben von überglücklich, durcheinander, müde, zufrieden, erwartungsvoll sowie traurig und deprimiert.
 
Über diese Aussagen hätte ich gern noch weiter mit den Kindern und den Eltern gearbeitet.
Die Resonanz auf meine geschilderten Eindrücke war bei Schule und Eltern, eher verhalten.
Ob meine 90 Minuten nun wirklich zu mehr Konzentration geführt hat, lasse ich mal offen 😉
Was die Kinder mir als Anerkennung widergespiegelt haben, war meine Art sie wertzuschätzen. 
 
Und ich hatte ihre komplette Aufmerksamkeit 🤗
 
Seit dem Tag bin ich noch viel Achtsamer, wenn ich mit (meinen) Kindern über Gefühle und ihre Bedürfnisse spreche.
 
Kennst du die Sprache der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg?